Einmal Olivier Latry über die Schulter schauen, in Couperins Kirche französischen Suiten lauschen oder auf der Orgelbank von Olivier Messiaen in La Trinité sitzen – die Orgelreise nach Paris mit dem Kulturbüro ORGANpromotion vom 4. bis zum 8. April 2018 war reich an Höhepunkten. Fünf Tage lang drehte sich alles um die Königin der Instrumente, von der es in Paris besonders viele Exemplare zu entdecken gibt. Knapp 40 Teilnehmer aus Deutschland, Belgien, Dänemark, Österreich, Frankreich, Großbritannien, Mexiko, der Schweiz und den Niederlanden erlebten in der Woche nach Ostern zahlreiche Konzerte, besichtigten Instrumente und lernten die dazugehörigen Organisten kennen. Jeden Morgen formierte sich eine bunte Truppe: Angeführt von Michael Grüber und Christa Stiegenroth begaben sich Kirchenmusiker, Studenten und Orgelliebhaber zwischen 17 und 80 Jahren auf Orgeltour durch Paris. Darunter auch der Gewinner des Wettbewerbs für gottesdienstliches Orgelspiel vom Verband Evangelische Kirchenmusik in Württemberg, der im Sommer 2017 in Ludwigsburg stattfand. Bereits zum dritten Mal hat das Kulturbüro dem Sieger die Teilnahme an einer Orgelreise gestiftet.
Seit nunmehr 19 Jahren organisiert Michael Grüber thematisch gestaltete Orgelreisen nach Paris. 2018 feiert die Musikwelt Francois Couperins 350. Geburtstag. Daher lautete das Hauptthema in diesem Jahr „Die französische Barockmusik und die französische Barockorgel“. Weitere Themen waren: Charles Gounod (200. Geburtstag), René Vierne (100. Todestag), Jeanne Demessieux (50. Todestag) und in besonderem Gedeneken an Pierre Pincemaille, der am 12. Januar dieses Jahr verstorben ist.
Geht es um Couperin, darf ein Besuch in St. Gervais nicht fehlen. Hier wirkte er zeitlebens als Organist – wie auch andere Mitglieder seiner Familie. Aude Heurtematte demonstrierte den Klangfarbenreichtum der Zungen in einem Konzert und für einige Kursteilnehmer bestand danach die Möglichkeit, Unterricht bei der Organistin und Professorin zu nehmen. Eindruck hinterließ auch der Besuch in der Kirche St. Sulpice. Titularorganist Daniel Roth stellte die Große Orgel und die Chororgel vor. Beide Instrumente stammen von Aristide Cavaillé-Coll und hier wirkten Widor und Dupré. Überhaupt stößt man in Pariser Kirchen unentwegt auf Spuren großer Komponisten und Virtuosen. Orgelbesichtigungen führten an die Orte, an denen Messiaen, Gounod und René Vierne tätig waren. Unvergesslich auch der Besuch an der Hausorgel von Duruflé. Am letzten Tag stand ein Besuch in Notre Dame auf dem Plan. Die Reiseteilnehmer durften auf die Orgelempore unter den spanischen Trompeten Platz nehmen und Olivier Latry beim Improvisieren zusehen und zuhören.
Bei über 600 Kirchen mit großen und kleinen Instrumenten gibt es in Paris weiterhin viel zu entdecken. Die Orgelreise 2019 widmet sich Louis J. A. Lefébure-Wély, die Tour 2020 erinnert an Louis Vierne. Informationen sind unter www.ORGANpromotion.org zu finden.
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