Paris ist nicht nur „La Capitale de la Grande Nation“, sondern auch die latente Welthauptstadt der Orgel. Clicquot, Merklin, Mutin und der überragende Aristide Cavaillé-Coll bauten hier ihre heute noch faszinierenden Werke. Aber auch neue Instrumente begeistern. 11 Orgeln standen auf dem Plan der 5-tägigen Orgelreise, die Michael Grüber und Miriam Tressel von ORGANpromotion anführten. Die perfekte und kompetente, umsichtige und herzliche Leitung der Reise hat mittlerweile eine 15-jährige Tradition.
Die 60 Teilnehmer der Reise kamen aus sieben Ländern, darunter 16 Studenten der Orgelklasse Prof. Krummacher der Musikhochschule Leipzig. Für sie gab es einen Interpretationskurs bei Frédéric Blanc in Notre-Dame- d´Auteuil, der allen Reiseteilnehmer auch als Hörer zugänglich war. Blanc ist ein außerordentlich kenntnisreicher, vitaler, geistreicher und souveräner Organist. Seine grandiose klangschwelgerische Improvisationskunst ließ aufhorchen. Er verstand es, den großenteils auf hohem Niveau spielenden Musikerinnen und Musikern Selbstvertrauen zu vermitteln und Entwicklungsimpulse zu geben.
Vom 23.-27. April ging die Pilgerreise unter anderem von Notre-Dame zu Notre-Dame-des Champs, vom Temple du Foyer de l'Âme zu Saint Sulpice, von Notre-Dame d'Auteuil zur Trinité und St. Augustin, vom Temple de Saint Esprit zu La Madelaine und zur Église réformée de l’Étoile. Die hervorragenden persönlichen Kontakte von Michael Grüber öffneten alle Pforten und mobilisierten die namhaften „Chefs d’Orgue“: François-Henri Hubart, Didier Matry, Daniel Roth ebenso wie die brillanten jüngeren Noel Hazebrough (Orgel, Klavier) und Frédéric Rivoal, letzterer mit einem schlichtweg hinreißend virtuos gespielten Barock-Klassik-Programm an der Blumenroederin im Foyer de l’Âme. Kurt Lueders kam es zu, das eingetrübte Image des Harmoniums zu polieren.
Das Motto der Reise lautete „Hommage à Jean-Pierre Leguay“ (*1939, 2014 zum
75. Geburtstag). Der Schüler von Olivier Messiaen ist einer der Titulaires von Notre-Dame und Gewinner zahlreicher internationaler Kompositions- und Improvisationswettbewerbe. Unglaublich bescheiden, introvertiert, gab er beim Kurs an der Chororgel in Notre-Dame Tipps zu klarem, strukturiertem, stilistisch stimmig und farbig registriertem Orgelspiel. Abseits jeden Mainstreams, braucht Leguays Musik wenige Töne um eine mystische Atmosphäre wie von einem anderen Stern zu erwecken. Wie Messiaen lauscht er inneren Klängen nach, stellt Stimmungen und Affekte, nicht persönliche Gefühlswallungen in den Vordergrund.